Omikron rauscht durch Schulen – Landesregierung reduziert Schutzmaßnahmen weiter (07.02.2022, Presseerklärung von BAS Baden-Württemberg)

Omikron rauscht durch Schulen – Landesregierung reduziert Schutzmaßnahmen weiter

In Baden-Württemberg liegt die 7-Tage-Inzidenz in der Altersgruppe 5-14 momentan bei über 4.000 und damit höher als in jeder anderen Altersklasse. Inzidenz 4.000 bedeutet, dass in Baden-Württemberg in nur einer Woche ca. 40.000 Kinder und Jugendliche im Alter von 5-14 infiziert werden. Es ist zu erwarten, dass von diesen 10 bis 40 (0,02-0,1%) in den nächsten zwei bis sechs Wochen an PIMS/MIS-C erkranken, mehr als die Hälfte von ihnen so schwer, dass sie intensivmedizinisch behandelt werden müssen. 400 bis 4.000 (1-10%) werden unter LongCovid leiden. Das sind die Folgen der Infektionen einer einzigen Woche in Baden-Württemberg.

In den Schulen wird zwar regelmäßig getestet, doch positive Tests führen kaum noch zu eindämmenden Konsequenzen: Zum ersten Februar hat die Landesregierung über das Landesgesundheitsamt die Gesundheitsämter angewiesen, auch bei „relevantem Ausbruchsgeschehen“ (mehr als 5 Kinder oder 20% der Kinder einer Klasse) nicht mehr wie bisher die ganze Klasse in Quarantäne zu schicken, sondern nur noch die nachweislich Infizierten. Das Kultusministerium verweist darauf, dass Schulleiter:innen weiterhin aus „schulorganisatorischen Gründen“ Distanzunterricht für einzelne Klassen anordnen können, d.h. nicht mehr aus Gründen des Infektionsschutzes. Aber ohne klares Kriterium mit automatischen Konsequenzen ist es für viele Schulleiter:innen schwer, diese Maßnahme anzuwenden. Vielerorts wird die neue Linie des Landesgesundheitsamts als grundsätzliche Abkehr vom Distanzunterricht aufgefasst.

Der aktuelle Präsenzunterricht „um jeden Preis“ führt keinesfalls zu weniger psychosozialen Belastungen als eine kurze Phase des Distanzunterrichtes: Schüler:innen fühlen sich einem enormen Leistungsdruck bei gleichzeitigen Infektionsängsten ausgesetzt, Lehrkräfte und Schulleitungen arbeiten über ihrem Limit und in Bereichen, für die sie nie ausgebildet wurden.

BildungAberSicher fordert daher die Wiedereinführung eines klaren Kriteriums, ab dem Klassen oder Schulen zum Distanzunterricht wechseln. Weiter fordern wir die Einstellung aller Hochrisiko- Aktivitäten wie maskenlosen Hallensport oder Schwimmen. Grundsätzlich muss die Landesregierung endlich die hohe Krankheitslast bei Kindern und Jugendlichen selbst anerkennen und dem Infektionsschutz höchste Priorität einräumen. Den aktuell astronomischen Infektionszahlen unter Schulkindern sollte mit einer kurzen Phase des generellen Distanzunterrichts begegnet werden, zusammen mit niedrigschwelligen an sozialen Kriterien orientierten Notbetreuungskonzepten. Die Präsenzpflicht sollte für die Dauer der Pandemie ausgesetzt werden und Unterstützungsmechanismen für die betroffenen Familien eingerichtet werden. Insbesondere #Schattenfamilien, Familien mit mindestens einem vorerkranktem Familienmitglied, muss unbürokratisch ermöglicht werden, kurzfristig und flexibel auf die jeweilige Infektionsdynamik zu reagieren.

Kontakt: bw@bildungabersicher.net

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