Öffentliche Erwiderung auf den Brief des ZEB Bremen vom 20.05.2021


Öffentliche Erwiderung auf den Brief des ZEB Bremen vom 20.05.2021

Wir sind Bremer Eltern, die zum Wohle aller Kinder einen Umgang mit der
Corona-Pandemie fordern, der auf wissenschaftlich belegten Fakten beruht. In dieser Sache
fühlen wir uns durch den ZEB/Bremen erneut NICHT vertreten.

Der vom Vorstand des ZEB am 21.5.21 an Herrn Dr. Bovenschulte und Frau Dr. Bogedan
adressierte offene Brief fordert eine Beendigung des Wechselunterrichts an den
weiterführenden Bremer Schulen zum 31.05.2021

Begründet wird diese Forderung inhaltlich mit fallenden Corona-Infektionszahlen.

Hierzu stellen wir fest, dass die aktuelle Gefährdungslage trotz fallender Zahlen nach RKI
Kriterien weiterhin als “sehr hoch” bewertet wird.
(Stand 23.5.21, www.rki.de/covid-19-risikobewertung).

Laut aktueller S3 Leitlinie „Maßnahmen zur Prävention und Kontrolle der SARS-CoV2-
Übertragung in Schulen“
werden Wechselunterricht und eine Maskenpflicht bei einer „sehr
hohen“ Gefährdungslage unmissverständlich empfohlen, selbst bei „hoher“ Gefährdungslage
wird weiterhin Wechselunterricht empfohlen (oder alternativ eine „gestaffelte Öffnung nach
Jahrgängen“, was unseres Wissens in Bremen aktuell, auch an Grundschulen, nicht in der
Fläche praktiziert wird). Erst ab einer „mäßigen“ Gefährdungslage ist optional die
Beendigung des Wechselunterrichts möglich.

Die altersspezifische 7-Tages-Inzidenz bei Kindern zwischen 5 und 14 Jahren in Bremen
liegt zudem immer noch deutlich über der Inzidenz der allgemeinen Bevölkerung, Stand
21.05.2021 lag sie bei 93, in der Altersgruppe darüber auch noch bei 78
(https://semohr.github.io/risikogebiete_deutschland/). Am 23.5.2021 hat der
Bundesgesundheitsminister eine Zielmarke von unter 20 als notwendig für weitreichende
Öffnungen genannt (https://www.tagesschau.de/inland/rki-zahlen-631.html).

Gleichzeitig ist die aktuelle Impfquote in Deutschland mit ca. 39 % Erst- und 13 %
Zweitimpfungen deutlich zu niedrig, um in naher Zukunft einen verlässlichen Schutz für
jüngere Schülerinnen zu bieten, die noch nicht geimpft werden können. Die Forderung des ZEB, zeitnah niedrigschwellige Impfangebote für ältere Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern zu unterbreiten, unterstützen wir daher nachdrücklich.

Aktuell wird in Großbritannien die Ausbreitung einer neuen „indischen“ Virusvariante mit Sorge beobachtet, die mit 12 Fällen bereits auch in Bremen nachgewiesen wurde, und die sich insbesondere bei Schülerinnen auszubreiten scheint (https://bit.ly/349WHxL). Dort wurde im übrigen die Maskenpflicht in weiterführenden Schulen von der Öffnung am 8. März bis zum 17. Mai beibehalten, obwohl die relevanten Kennzahlen seit Monaten deutlich besser sind als in Deutschland.

Zusätzlich sehen wir, dass sich die weiterführenden Schulen, deren Schülerinnen, Lehrerinnen und Eltern mittlerweile sehr gut im Wechselunterricht organisiert haben und in
diesem Modus zur Ruhe gekommen sind. Diese Routine nun noch vor den Sommerferien zu
durchbrechen und ein damit einhergehendes erhöhtes Infektionsrisiko für alle Beteiligten
einzugehen, bevor ein Großteil dieser Gruppe im Sommer ein Impfangebot bekommen soll,
halten wir für NICHT vertretbar.

Sollte der Wechselunterricht ab dem 31.05.2021 tatsächlich wegfallen, bekommen die
Schülerinnen dadurch lediglich durchschnittlich 18 weitere Präsenztage. Für uns ist fraglich, ob sich mit dieser eher geringen Ausweitung der Präsenztage das dadurch deutlich erhöhte Infektionsrisiko rechtfertigen lässt.

Eine Beendigung des Wechselunterrichts würde beim Auftreten von Infektionen in Schulen zusätzlich die Anzahl der Schülerinnen in Quarantäne verdoppeln, da das Gesundheitsamt Bremen aktuell alle SuS der jeweiligen Klassen/Kurse als K1 Kontakte einstuft und in Quarantäne schickt. Die zu befürchtenden weitreichenderen Quarantänen hätten vermutlich deutlich gravierendere Folgen für das Wohlbefinden unserer Kinder als eine Weiterführung des bewährten Wechselunterrichts bis zu den Sommerferien.

Auch im Sinne der Bildungsgerechtigkeit sehen wir diesbezüglich Probleme, da es
besonders in bisher stets schwerer betroffenen sozial benachteiligten Stadtteilen dann erst
recht vermehrte Infektionen und Quarantänen geben wird.

Wir fordern daher:

1. Weiterführung des Wechselunterrichts und eine Maskenpflicht in ALLEN Bremer
Schulen, bis die Inzidenz der Schüler*innen stabil unter 25 liegt. Erst wenn die
Gefährdungslage in Bremen nach RKI Kriterien stabil als „mäßig“ eingestuft wird,
sollte konkret über Lockerungen im Schulbetrieb diskutiert werden. Dies sollte
unabhängig vom „Lockerungswettlauf“ der Bundesländer geschehen. Um eine
Planungssicherheit zu gewährleisten, sollte der Wechselunterricht an
weiterführenden Schulen in Bremen demnach zunächst bis zu den Sommerferien
fortgesetzt werden.

2. Wiedereinführung einer Maskenpflicht an den Grundschulen, um den Kinder ein
Minimum an Schutz während des Unterrichts in voller Klassenstärke zu gewähren
(siehe 1.).

3. eine schnelle Ausstattung ALLER Bremer Klassenräume mit effektiven Luftfiltern.
Dies sollte zentral und zügig, spätestens in den Sommerferien, von der zuständigen
Bildungsbehörde organisiert werden.

4. Bewertung des Infektionsgeschehens auf Grund der Infektionszahlen in der
relevanten Altersgruppe der Schüler*innen und NICHT auf Grund der
Infektionszahlen in der gesamten Bevölkerung.

Unterzeichner*innen in alphabetischer Reihenfolge

Christian Bartsch, Vater von zwei schulpflichtigen Kindern
Jenny Bartz, Mutter von zwei Kindern, eines davon schulpflichtig
Nina und Oliver Basan, Eltern von vier Kindern, zwei davon schulpflichtig
Florian v. Behr, Vater von zwei schulpflichtigen Kindern
Dr. Melanie Bergmann, Mutter zweier schulpflichtiger Kinder
F. Blum, Mutter & Elternvertreterin
Dr. Nils Ellendt, Vater zweier schulpflichtiger Kinder
Dr. Sabrina Friedrich, Mutter eines Grundschulkindes
Carsten Funke, Vater von zwei schulpflichtigen Kindern.
Sabrina Hilmer, Pflegemutter zweier Kinder, davon eins schulpflichtig
Ricarda Hülskamp, Dr. Tim Hülskamp, Eltern von drei schulpflichtigen Kindern
Dr. Jens Kube, Vater eines schulpflichtigen Kindes
Dr. Ursula Neckritz, Mutter von drei schulpflichtigen Kindern
Astrid Scholly
Sona Terlohr
Carolin Wohlgemuth, Mutter zweier schulpflichtiger Kinder

Kontakt:
bremen@bildungabersicher.net

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